Viele Eltern fragen sich, wie schon im Kleinkindalter ihr Kind optimal gefördert werden kann. Aber wie sieht eine Kleinkindförderung aus, die wirklich den Bedürfnissen und der natürlichen Entwicklung des Kindes gerecht wird?
Immer mehr setzt sich die Sichtweise durch, dass freie Bewegungsentwicklung - ohne irgendwelche Hilfen von außen - zentral ist für die Entwicklung einer selbstbestimmten Persönlichkeit. Dafür ist eine gesunde Beziehung zwischen Bezugsperson und Baby/Kind die Vorraussetzung.
Bindung und Selbständigkeit sind damit die beiden Leitsterne einer natürlichen Kleinkindförderung.
In unseren Eltern-Kind-Gruppen wird beides gelebt. Eine vorbereitete Umgebung regt die Bewegung und das freie Spiel des Kindes an. Wir sind mit unserem Kind so in Verbindung, dass dieses frei und selbständig sich und die Welt entdecken kann. Während des Kurses laden wir Eltern ein zu beobachten, wie sich ihr Kind verhält - was es Neues lernt oder was es gut kann. Zudem geben wir Anregungen zu ausgewählten Themen der Kleinkindpädagogik.
In der Kleinkindpädagogik geht es eigentlich nur um zwei zentrale Themen: Bindung und Selbstverwirklichung. Dies hat schon Emmi Pikler (1902 - 1984) erkannt und die Pädagogik in ihrem Waisenhaus in Budapest danach ausgerichtet. Bindung entsteht bei ihr vor allem während der achtsamen Pflege. Diese ist Vorraussetzung dafür, dass das Baby "beziehungsgesättigt" sich selbst beschäftigen kann. So macht es dann die gesamte Bewegungsentwicklung ohne äußere Hilfe durch, sofern das Kind sich frei bewegen darf und die Umgebung dem Kind die richtigen Bewegungsanreize bietet. So kann sich ein gesundes Körpergefühl einstellen und kein wichtiger Entwicklungsschritt wird ausgelassen, was für die spätere Entwicklung - wie z.B. das Denken und feinmotorische Leistungen - wichtig ist.
Wenn das Kind die Entwicklunsschritte eigenständig gehen darf, wird seine Persönlichkeit gestärkt.
Dass die unmittelbare Umgebung des kleinen Kindes zentral für dessen Entwicklung ist, können wir u.a. auch bei Rudolf Steiner (1861 - 1925) lernen. Dabei gehört alles wahrnehmbare Material (Spielzeug, Räume, Bettchen, Kleidung), die Stimmungen, Farben, das Essen und auch der Erziehende selbst zur Umgebung des Kindes.
Die Umgebung regt das Kind mit all seinen Sinnen an und am gesündesten entwickeln sich die Sinne, wenn sie vielseitige und "echte" Erfahrungen machen können (z.B. bietet verschieden bearbeitetes Holz mehr Anregung als immer gleiches Plastik).
Nicht nur das Material ist entscheidend, sondern auch eine reizarme Umgebung, die Konzentration auf Weniges ermöglicht (also natürliche -, wenige Farben, keine Musik als Dauerbeschallung).
Dass die Menschen zu der Umgebung mit dazu gehören, scheint im ersten Moment merkwürdig; doch es ist einleuchtend, wenn man sich klarmacht, wie sehr das Kind von seinen Bezuspersonen in deren So-Sein beeinflusst wird. Somit gehört die Selbsterziehung des Erwachsenen zum Grundstein der Kleinkindpädagogik - bis mindestens zum siebten Lebensjahr!